Detailinformationen zur Bauthermografie

Einer der führenden Hersteller von Wärmebildkameras schreibt folgendes (Beitrag leicht gekürzt und umgestellt):

Was versteht man unter Infrarot-Thermografie?

Unter Infrarot-Thermografie versteht man die Messung der Oberflächentemperatur mittels einer Thermografie-Kamera und die optische Darstellung als Falschfarbenbild oder -film. Je nach Kameratyp sind selbst feinste Temperaturunterschiede meßbar. Die Ergebnisse können sowohl in
ihrem zeitlichen Verlauf (Film), wie auch in Form der Infrarotbilder wiedergegeben werden. 

Kann die Infrarot-Thermografie von jedermann angewendet werden?

Grundsätzlich ja. Dafür braucht es jedoch zuerst einmal die richtige Kamera (ab Fr. 30'000.-- aufwärts), die entsprechende Ausbildung und die entsprechende Erfahrung. Aktuell werden auf dem Markt auch wesentlich billigere Kameras angeboten. Sie eignen sich jedoch nicht für die professionelle Gebäudethermografie.

Warum sind Wärmebildkameras so teuer?

Aus den Wärmebildern die Temperaturen reproduzierbar und in unterschiedlichen Umgebungsbedingungen zu bestimmen, erfordert erhebliche Kompetenz schon im Design der Kamera, des Detektors, der Optiken und der Software.

Früher mussten die meisten Thermokameras mit flüssigem Stickstoff oder mechanisch gekühlt werden. Die Messungen wurden weiter verzögert, weil sich die Thermobilder nur langsam und zeilenweise aufbauten. Mit solchen Geräten wurden Messungen zu einer zeit- und dadurch auch kostenintensiven Prozedur (und deshalb sehr teuer). Die bisherige Technologie war für den Einsatz in Labors und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen, Forschungsinstituten und Universitäten vorgesehen. Aber auf Baustellen herrschen keine Laborbedingen – Staub, Schmutz und Feuchtigkeit sind die Umgebungsbedingungen, die ein teures Messgerät schnell unbrauchbar machen. Im Gegensatz zu Laboranwendungen, wo es keine festgelegten Anforderungen für die Leistungen einer Thermografie-Kamera gibt, sind die Messaufgaben der Bauphysik sehr klar definiert. Deshalb wurden spezielle Kameras für die Anwendungen im Baubereich entwickelt. Schnell, einfach zu bedienen, kostengünstig und für den Einsatz in der rauhen Umgebung einer Baustelle bestens präpariert, bietet die von uns eingesetzte die Kamera exakte Messergebnisse.

Einsatzgebiete der Infrarot Thermografie

im Bauwesen:

Neubauten

Der Niedrigenergiehausstandard und die Energieeinsparverordnung sind in aller Munde. Der moderne Mensch will gesund bauen und leben.Schon bei der Überwachung der Bauausführung können mit der Infrarot-Thermografie Mängel frühzeitig erkannt und in der Gewährleistungszeit abgestellt werden. Daneben kann die Einhaltung bestimmter, vertraglich vereinbarter Eigenschaften (z. B. Luftwechselrate) nachgewiesen werden. Die Infrarot Thermografie eignet sich auch zur Prüfung der Einhaltung der Vorgaben aus den Wärmeschutzvorschriften, aber natürlich auch zur generellen Qualitätssicherung.

Mit Hilfe von Infrarotmesstechnik wird überprüft, ob die Baustoffproduzenten z. B. bezüglich der Wärmedämmwerte halten, was Sie dem Kunden versprechen.   Auch die Luftdichtigkeit und die Luftwechselraten werden genauer unter die Lupe genommen. Im Einzelnen ergeben sich denkbare und sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten bei der Überprüfung von Funktion und Ausführung von Klima- und Heizungsanlagen (Fußbodenheizung eingeschlossen). Zur Messung der Wärmeabstrahlung eines Gebäudes, zur Prüfung möglicher Baumängel und zum Nachweis der Qualität der Bauausführung eignet sich die Infrarottechnik besonders gut. Wärmeverlust, Feuchtigkeit und Luftundichtigkeiten an Gebäuden werden als farbiges Wärmebild sichtbar.

Die IR-Thermografie wird in den meisten Fällen von innen und von außen durchgeführt. Dadurch ist ein exaktes Orten von Kältebrücken, Schallbrücken und Luftundichtigkeiten durch fehlerhafte oder beschädigte Ausführung der Dichtmaßnahmen möglich. Auch eine eventuell fehlerhafte Ausführung, Dimensionierung oder Beschädigung der Wärmedämmungsmaßnahmen an Dach und der Gebäudehülle können einfach und unmittelbar sichtbar gemacht werden. Typische Meßstellen in diesem Zusammenhang sind Fenster, Türen, Rolladen. Die von uns eingesetzte Kamera zeigt die betroffenen Stellen schon frühzeitig und erlaubt die Ermittlung der Messparameter, um Überprüfung einer Gebäudehülle auf Wärmebrücken.

Sanierung von Altbauten

Eine gezielte Fehlerortung und Schadenminimierung sind hier Ziel des IR-Thermografie-Einsatzes bereits in der Planungsphase. Bei der Sanierungsplannung in Altbaubestand ermöglicht die Untersuchung des Gebäudes mit der Infrarot-Thermografie, Budget und Mittel gezielt einsetzten, weil die Schwachstellen in Form klarer Planungsgrundlagen vorliegen.

Eine Fachwerkkonstruktion unter dem Mineralputz kann mittels Infrarot-Thermographie einfach “entdeckt” werden.

Eine Thermografie-Aufnahme eines Reihenhauses (mit Temperaturskala)schäden") ermöglicht zum Beispiel eine gezielte Instandsetzung.

Leckortung

Auch bei Rohrleitungsschäden vereinfacht sich die Sanierungsplanung: Eine schnelle und exakte Eingrenzung des Leckageortes (und die Unterscheidung zwischen Hauptschaden und kleineren "Lateral-Schäden.

Sogar bei der Sanierungsplanung an Straßen und im Denkmalschutz können beispielsweise Unterspülungen und Delaminationen auf Thermografie-Aufnahmen schnell erkannt und Erhaltungsmaßnahmen gezielt geplant werden.

Schimmelbildung

Auch gesundheitliche Aspekte sprechen für den Einsatz der Infrarot-Thermografie: Feuchte Stellen können einfach erkannt werden. Ist an einer Kältebrücke in einem Gebäude der Taupunkt überschritten, führt das zu feuchtem Niederschlag mit entsprechenden Folgen wie Schimmelbildung. Auch hierzu muss die Differenztemperatur ermittelt werden. Mit Hilfe dieser Daten läßt sich dann der Taupunkt berechnen. Der oft daraus resultierende toxische und Allergie-auslösende Schimmelbefall, aber auch ungesunde und ungemütliche Wohn- und Arbeitsplatzkonditionen durch schlechte, fehlerhafte Ausführung der Raumklimatisierung und Belüftung können verhindert werden.

Heute leiden immer mehr Menschen unter Allergien. Nicht immer ist schlechte Be- und Entlüftung die Ursache für Schimmelbefall in unseren Wohnräumen. Wird duch Verwendung falscher Materialien, durch einen falschen konstruktiven Aufbau oder durch fehlerhafte Verarbeitung der "Taupunkt" an einer Stelle innerhalb der Raumes unterschritten, kondensiert die in der Luft immer vorhandene Feutigkeit an dieser Stelle. Die normale Raumluft durchfeuchtet so große Bereiche. Es kommt zu Schimmelbefall mit den bekannten Folgen für die Gesundheit.

Instandhaltung in der Haustechnik

Im Bereich der Instandhaltung ist die IR-Thermografie überall dort sinnvoll, wo es um die Kontrolle von älteren Materialien geht: Schrumpfen, Setzen und Verwittern von Isoliermaterialien und Werkstoffen kann ebenso einfach erkannt werden wie Rißbildung in Mauerwerk, Isolierputz etc. Das Konvektionsverhalten der Außenhüllenkonstruktion kann ebenso unaufwändig untersucht werden wie Flachdächer und deren eventuelle Feuchtigkeit.

Leckortung und Prüfungen von Isolierungen im Dachbereich, bei Mauern, Fenstern und Türfugen eignen sich ebenso als Anwendung für die IR-Thermografie wie die Verbindungstechnik (z.B. Dachbefestigung nach thermischer Entkoppelung wegen Tauwasserbildung). Auch Kamine und Abgasanlagen können auf Riß und Isolierung überprüft werden.

Denkmalpflege, Restaurierung

Eine konkrete und mittlerweile fast schon klassische Einsatzmöglichkeit einer Infrarotkamera in der Bautechnik im Bereich der Denkmalpflege ist natürlich das Auffinden von Fachwerk unter Mineralputz. Aber auch eine schnelle Überprüfung der Gebäudehüllen-Isolierung und der unkomplizierte Check von Putzbrücken zu abgehängten Fassaden sind dankbare Applikationen. Auch bei Tauwasserbildung hinter einer abgehängten Fassade oder bei der Suche von Ankern der Platten an Plattenbauten, bei offenen oder schlechten Stoßfugen und Abdichtungen, bei der Verwendung von Mischmauerwerk oder einzelner falscher Steine in Verbindung mit DIN4108 sowie bei einer Qualitätsprüfung nach Abdicht- und Isoliermaßnahmen ist die IR-Thermografie sinnvoll.

Weitere Anwendungsgebiete

Auch zur Ortung von oberirdisch und unterirdisch verlegten Leitungsanlagen wie Fernwärme und ähnlichen Versorgungssystemen, zur Fahrbahn- und Brückenbausanierung ist die IR-Thermografie ideal geeignet.   Auch bei Arbeitsplatzuntersuchungen kann die IR-Thermografie wichtige Beiträge leisten.

Infrarot-Thermografie im vorbeugenden Brandschutz ist ebenfalls in aller Munde: Eigentümer und Vermieter kümmern sich verstärkt selbst um die Sicherheit von Neu- und Altbauten. Dabei geht es vorrangig um eine Überprüfung von Zündgefahren in der Nähe von Feuerstätten und Abgasanlagen, also im Heizungsbereich. Aber auch eine Prüfung der elektrotechnischen Anlagen im Niederspannungsbereich (zum Beispiel Schaltkästen) im Hausbereich kann vor Bründen schützen. Oft ist es genau die Information der absoluten Temperatur, die benötigt wird, um am Ende eine Information zu erhalten die zu richtigen Entscheidungen führt. Ein Beispiel: 60°C an einem Objekt bedeuten Zündgefahr. Aus dem Bild der Thermografie-Kamera lässt sich unmittelbar erkennen, ob eine Komponente so heiß ist, dass abgeschaltet werden muss. Vermieter haben sogar die grundsätzliche gesetzliche Verpflichtung, Mieter und Anlagen vor Schäden zu schützen und die verfügbaren Maßnahmen und Mittel hierfür einzusetzten und voll auszuschöpfen. Dafür haften sie privatrechtlich.

Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Gerichtsurteilen, die diese Rechtslage berücksichtigen (z. B.: Ein Vermieter haftet bei Unfällen durch ungeprüfte elektrische Anlagen. Urteil vom OLG Saarbrücken 4 U 109/92).


 

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